Die UMTS Abschaltung ist ein Thema, um das wir in den kommenden Jahren wohl nicht drumrum kommen werden. Um freie Frequenzen und natürlich ebenso freie Wartungskapazitäten für den anstehenden 5G-Ausbau zu schaffen, werden die Netzbetreiber früher oder später die bestehende Netzinfrastruktur deutlich verändern.
Und offensichtlich hat man sich da auf das 3G-Netz versteift, das ja eben die größten Funklöcher aufweist … Auch konkrete Termine haben die Netzanbieter bereits ins Auge gefasst. Ob es wohl dabei bleibt?
Lagen UMTS-Abschaltung und 3G-Rückbau ehemals in weiter Ferne, rückt der Termin nun deutlich näher: Ende 2020 bzw. 2021 haben Netzbetreiber Telekom und Vodafone angepeilt.
Nur: Was bedeutet das ganz konkret?
Eine allgemeingültige Regel für den Netzabbau gibt es nicht. Telekom und Vodafone haben sich zum 3G-Rückbau bereits geäußert. Wie sieht’s bei den Netzbetreibern und Mobilfunk-Discountern aus?
Bei der Telekom wird die 3G-Netzabschaltung vorbehaltlich bis Ende 2020 erfolgen. Details zur Telekom UMTS-Abschaltung findet ihr im verlinkten Beitrag.
Das dürfte dann auch die congstar 3G Abschaltung betreffen. Die Telekom-Tochter stellt ja in einigen Tarifen die congstar LTE-Option bereit. Mal sehen, ob’s dann bei dem Aufpreis für 4G bleibt – und ob auch die übrigen Tarife versorgt werden. Wird es teurer? Oder wird 4G bei der Telekom einfach zum Standard erhoben?
Das hängt wohl ganz davon ab, was die 5G-Frequenversteigerung für die Bieter so kosten wird.
Eine UMTS-Netzabschaltung bei Vodafone könnte zwischen 2020 und 2021 erfolgen. Genaue Termine gibt es nicht. Nur dass sie kommt, ist eben klar, und zwar aus denselben Gründen wie bei der Telekom.
Die Telefónica hat sich bislang nicht so recht geäußert, ob bald kein 3G mehr im o2-Netz bereitstehen wird. Fakt ist: Bisher hatte die Telefónica genug mit der Zusammenlegung der Netze von E-Plus und o2 zu tun. Deshalb hinkt das Unternehmen in Sachen LTE-Ausbau nach wie vor hinterher. Ob es da so sinnvoll ist, UMTS direkt abzuschalten?
Im Telefónica- / o2-Forum wird jedenfalls fleißig über abgeschaltete Sendemasten diskutiert …
Blau-Kunden nutzen bereits LTE. Ansonsten gilt, was die Telefónica als Netzbetreiberin vorgibt. Die 3G Netzabschaltung bei Blau ist also noch nicht terminiert. Und ohnehin surft ihr ja (wo verfügbar) bereits mit 4G/LTE.
Auch, ob und wann sich ALDI TALK Kunden auf den 3G Rückbau einstellen müssen, steht längst nicht fest. Gut: Wie in den meisten anderen Tarifen im Telefónica-Netzverbund greift ihr auch bei ALDI TALK längst auf LTE zurück, eine Abschaltung sollte euch also nicht betreffen.
Und die Tchibo mobil Netzabschaltung von UMTS? Ein Ende von 3G ist auch bei Tchibo mobil nicht in Sicht. Auch hier gilt es abzuwarten, was die Telefónica so plant. Tchibo-mobil-Kunden nutzen jedenfalls bereits LTE, sofern verfügbar.
Ob die UMTS-Abschaltung für Drillisch-Kunden (winSIM, PremiumSIM) Auswirkungen haben wird? Der Provider bietet seine Tarife ja ausschließlich im 4G-Netz an, von daher dürfte es auch hier kaum Komplikationen geben, sollte UMTS/3G einmal abgeschaltet werden.
Die Netzbetreiber haben mit ihren Netzkarten online einen Service für euch, sodass ihr sehen könnt, wo LTE verfügbar ist und wo nicht:
Netzbetreiber | Netzkarte |
---|---|
Telekom | Zur D1-Netzkarte |
Vodafone | Zur D2-Netzkarte |
o2 | Zur o2-Netzkarte |
Der UMTS 3G-Rückbau ist längst beschlossene Sache – ähnlich beim „Kohleausstieg“ wird nur um die konkreten Endlaufzeiten gerungen
Ein Blick in den Jahresbericht der Bundesnetzagentur (2018) zeigt noch einmal die Verteilung auf. Demnach gab es Ende 2018 107,5 Millionen aktiv genutzte SIM-Karten. 50,5 Millionen davon mit LTE. Das entspricht einem Anteil von 46,98 Prozent . Heißt: Rund 53 Prozent aller aktiv genutzten SIM-Karten nutzten Ende 2018 kein LTE.
Das sagt übrigens auch die Bundesnetzagentur im Bericht 2017 (44,9 Mio. von 109,7 Mio. aktiven SIM-Karten entfallen auf LTE, also rund 41 Prozent, siehe Jahresbericht der BNetzA 2017, Seite 59).
Und auch die Provider selbst äußern sich: Laut Telefónica-Geschäftsbericht ist die Zahl der LTE-Verträge (also Kunden, die einen LTE-Tarif in Kombination mit einem LTE-fähigen Handy nutzen) zwischen dem ersten Quartal 2017 bis zum dritten Quartal 2018 um mehr als 3.000 Kunden gestiegen. Im ersten Quartal 2017 nutzten noch 31,3 Prozent der Mobilfunkkunden LTE, im dritten Quartal 2018 lag der Anteil mit 39,9 Prozent etwas höher. Klar, noch immer weit weg von wirklich flächendeckend …
Das passt auch zur Aussage von Rickmann von Platen, seines Zeichens Vorstand Partnerbeziehungen (CCO) bei Freenet, der die Zahl der Mobilfunkkunden ohne LTE-Anschluss Anfang 2019 bei 60 bis 70 Prozent sieht (im Gespräch mit golem.de). Logisch, hier wollte von Platen auch in Anbetracht der 5G-Lizenz-Versteigerung die aktuellen Verhältnisse verdeutlichen …
Bevor ihr jetzt in Panik ausbrecht und Funkstille statt Daten-Streaming befürchtet: Der UMTS Rückbau muss gar nicht so schlimm sein, wie befürchtet. Aus verschiedenen Gründen:
Das 3G-Netz war ja bereits ein Fortschritt im Vergleich zum lahmen GSM-Netz.
Linktipp: Mehr Infos dazu findet ihr in unserem Beitrag zu Mobilfunkstandards:
Warum also nicht das langsamere 2G abschalten? Weil die 2G-Abdeckung wesentlich besser gelungen ist, quasi als Backup dienen soll, wenn LTE mal nicht ausreicht, ihr in ein LTE-Funkloch geratet.
Hier denken die Mobilfunk-Netzbetreiber wohl pragmatisch: Lieber vom schlechteren Netz trennen … Ist eben nur nervig, wenn ihr mal keinen LTE-Empfang habt und dann nur noch im Schneckentempo surft. Kennt ihr sicherlich von der Drosselung nach Verbrauch des Datenvolumens.
Zur groben Einordnung hier der Vergleich. Weitere Geschwindigkeiten wie LTE Advanced oder GPRS haben wir für eine bessere Übersichtlichkeit ausgespart:
Standard | max. Downloadrate |
---|---|
2G (Edge) | bis zu 220 kBit/s. |
3G (HSPA+) | bis zu 42,2 MBit/s. |
4G (LTE) | bis zu 300 MBit/s. |
Viele Kunden nutzen bislang kein LTE. Das können auch Kunden mit alten Bestandstarifen sein, die ohne LTE umgesetzt werden. Sollte das 3G-Ende dann tatsächlich bevorstehen, dürften Kunden dann vermutlich auf LTE-Tarife umgestellt werden bzw. ein entsprechendes Angebot erhalten. Möglicherweise dann nicht mit LTE Max, sondern eben gedrosselt – wie es zum Beispiel bereits in vielen Discounter-Tarifen der Fall ist.
Ihr interessiert euch schon jetzt für günstige LTE-Tarife? Dann schaut mal in unsere aktuelle Übersicht:
Vermutlich ist auch ein Sonderkündigungsrecht möglich, wenn denn gar kein Empfang mehr möglich ist. Ist eben die Frage, ob einzelne Netzbetreiber das Risiko eingehen, Kunden an die Konkurrenz zu verlieren …
Und was sagt die Bundesnetzagentur zur GSM oder UMTS Abschaltung? Im Prinzip hat die Bundesnetzangetur selbst die Abschaltung von UMTS ins Spiel gebracht. Und zwar schon 2016. Unter dem Titel »Wir treiben die Einführung von 5G voran« heißt es:
»Die Orientierungspunkte adressieren geeignete Frequenzen für die Einführung von 5G. Hierfür können auch die im Jahr 2000 versteigerten UMTS-Frequenzen genutzt werden, die bis Ende 2020 zugeteilt sind.«
Heißt: Auch hier geht’s um das Ende von 3G, nicht aber um 2G.
Also, ist der 3G Rückbau nun gängige Praxis? Es fällt schwer, einen Rückbau oder die Abschaltung von Funkmasten bereits zum aktuellen Zeitpunkt im großen Stil nachzuweisen.
Schließlich sind auch Störungen oder Wartungsarbeiten ein Argument, wenn es um das Thema schlechter bis kein Empfang geht.
Hinzu kommt, dass einzelne Geräte nach wie vor auf 3G angewiesen sind. Das sind zum Beispiel China-Smartphones ohne LTE Band 20. Kein LTE haben außerdem viele vernetzte Geräte, zum Beispiel Überwachungskameras.
Wird also ab 2021 bereits 5G bereitstehen – statt 3G? Das ist zumindest in der Fläche zweifelhaft.
Denn: Im Frühjahr 2019 wurden erst die Funkfrequenzen versteigert. Dass 5G tatsächlich bis Ende 2020 ausreichend bis flächendeckend verfügbar ist, bleibt zweifelhaft. Sicherlich wollen die Netzbetreiber die freiwerdenden ehemaligen 3G-Frequenzen für 5G nutzen.
Immerhin: Mit der Telekom hat nun der erste Netzbetreiber einen 5G-Tarif (Magenta Mobil XL Special) im Programm. Mit Aussicht auf 5G-Freischaltung bis Ende 2019 in ausgewählten Städten. Mal sehen, wie der Markt dann Ende 2019 tatsächlich aussehen wird.
Wie läuft die 3G Netzabschaltung international? Wie sieht’s zum Beispiel in der Schweiz, den Niederlanden oder Taiwan aus? Mal schauen, was im Ausland so vor sich geht, um die Netze 5G-fähig zu machen. Hier nur einige ausgewählte Beispiele:
USA
In den USA hat der Netzbetreiber AT&T schon 2017 den 2G-Standard abgeschaltet (AT&T Blog).
Taiwan
In Taiwan wurde 2G im Jahr 2017 abgeschaltet. 3G folgte 2018 (golem.de). Heißt: In Taiwan gibt es lediglich ein LTE-Netz.
Niederlande
Vodafone Niederlande will UMTS bis Anfang 2020 abschalten. Bei KPN ist bis Anfang 2022 Schluss (golem.de).
Schweiz
Der Netzbetreiber Sunrise hatte eigentlich geplant, 2G schon Ende 2018 abzuschalten. Daraus ist nichts geworden, GSM ist nach wie vor verfügbar. Ende 2020 soll bei Swisscom und Salt (Orange) der Stecker gezogen werden (blick.ch).
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Persönlich wäre mir eine UMTS-Abschaltung egal. Zwar habe ich noch einen UMTS-Vertrag, aber den gedenke ich ohnehin in einem Jahr zu kündigen. Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die nicht wirklich viel im Internet surft, sondern das Telefon lediglich zum Telefonieren verwendet. Also würde mir ein Vertrag im GSM-Netz, bei dem pro Minute bzw. pro SMS abgerechnet wird, vorerst mal reichen.
Die Frage, die sich mir hingegen stellt: Wie verhält es sich dann im Ausland? Angenommen, ich habe einen reinen „Telefonier-Vertrag“ ohne Internet, fahre dann aber in die Schweiz, wo das GSM-Netz abgeschalten wurde. Werde ich dann dort im LTE-Netz eingeloggt (vorausgesetzt ich führe ein LTE-fähiges Handy mit mir) oder habe ich dann gar keinen Empfang mehr, weil mein Vertrag kein LTE-Empfang vorsieht? Irgendwie war noch nicht mal mein Anbieter in der Lage mir eine vernünftige Antwort auf diese Frage zu liefern (was einer der Gründe ist, warum ich dort kündigen werde). Auch bei Google wurde ich nicht wirklich fündig.
Also falls diese Zeilen einer lesen sollte, der vielleicht die Antwort kennt, wäre ich glücklich, wenn er mich behelligen könnte…
Was machen denn Kunden, deren Handys nicht die 4G oder 5 G schaffen. Ich habe ein Iphone 5C und da geht nun mal nicht mehr. Surfen mit 2G ist nun wirklich eine Zumutung. Warum wird denn jetzt soviel Elektroschrott produziert, ökologische Denkweise sieht anders aus, finde ich. War schon bei DVB-T so und jetzt die Handys.