Prepaid Trick: 4 Wochen statt 30 Tage für Paket-Tarife – eine indirekte Preiserhöhung

Über den ein oder anderen Mobilfunk-Trick hatten wir ja schon einmal ausführlicher geschrieben. Sehr angesagt ist seit dem Sommer 2017 aber der (von uns) sogenannte Prepaid-Trick. Damit meinen wir die Veränderungen im Abrechnungsrhythmus der Prepaid-Anbieter von 30 Tagen auf 4 Wochen. Zu beobachten u.a. bei ALDI TALK und LIDL CONNECT, den wohl mit bekanntesten Prepaid-Discountern im Markt.
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Wir haben den Bleistift gespitzt und zeigen euch den Prepaid-Trick mit den 4 Wochen

Wird nämlich normalerweise die »Grundgebühr« von Prepaid-Paket-Tarifen alle 30 Tage vom Prepaid-Guthaben eingezogen, haben führende Mobilfunk-Discounter seit Mitte 2017 umgestellt − und ziehen auf diese Weise mit den Netzbetreibern gleich. Doch was genau bedeutet der 4-Wochen-Trick konkret? Wo liegt der Unterschied zwischen 30 Tagen und 4 Wochen?

Wir versuchen, euch in diesem Beitrag zu erklären, wie dieser Marketing-Trick im Prepaid-Sektor funktioniert. Und wer sich dessen aktuell bereits bedient.

Unser Beitrag bezieht sich auf sogenannte Prepaid-Paket-Tarife. Damit sind Tarife gemeint, in denen euch ein entsprechendes Kontingent an Leistung für einen bestimmten Zeitraum als Option zur Verfügung steht. Ihr seid natürlich nicht gezwungen, solche Angebote abzuschließen. Wer aber sein Handy bzw. Smartphone vernünftig nutzen möchte, kommt um einen solchen günstigen Prepaid-Tarif meist nicht herum. Deshalb betrifft es unserer Meinung nach jede Menge Prepaid-Nutzer!

4-Wochen-Trick bei Prepaid-Karten: Nur 28 Tage statt 30 Tage Laufzeit von Optionen

D2-Netzbetreiber Vodafone hatte mit CallYa einst damit begonnen. Telefónica zog mit o2 Loop nicht viel später nach. Bis schließlich auch die Telekom für seine Magenta-Mobil-Start-Tarife umsattelte. Bei den Netzbetreibern ist der Vier-Wochen-Prepaid-Trick gang und gäbe.

Wer also einen der Haus-Tarife der Netzbetreiber nutzt, kommt gar nicht darum herum, dass bereits alle 4 Wochen (= 28 Tage) sein Prepaid-Guthaben belastet wird, wenn man sich für einen der interessanten Paket-Tarife mit Freiminuten und Internet-Flat entschieden hat.

Prepaid-Tarife der Netzbetreiber mit 4-Wochen-Preisen

Tarifname Leistungen Netz 4-Wochen-Preis30-Tage-Preis
Vodafone CallYa Smartphone Special 200 Einheiten + 1,25 GB LTE-Internet-Flat (= 214 Einheiten + 1,34 GB Internet-Flat)D29,99 €10,70 €
o2 Freikarte Smart 1GB 200 Einheiten + 1GB LTE-Internet (Datenautomatik) (= 214 Einheiten + 1,07 GB)o29,99 €10,70 €
o2 Prepaid All-in 15Allnet-Flat, SMS-Flat + 1,5GB LTE (Datenautomatik) (=1,6 GB Internet)o215,00 €16,07 €
MagentaMobil Start M 1GB LTE-Internet-Flat (=1,07 GB LTE)D19,95 €10,66 €

(Stand: 1.8.2017)

So richtig neu ist das, was die Prepaid-Discounter jetzt also im Jahr 2017 umsetzen, eigentlich nicht. Und überraschend ist es auch nicht, zumal es sich ja eh um Kooperationen mit den Netzbetreibern handelt.

Kein Etikettenschwindel − aber fader Beigeschmack

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Habt ihr’s so schnell erkannt: Der Vier-Wochen-Prepaid-Trick wird nicht so einfach deutlich (gelb unterlegt die Veränderungen)

Allerdings stellen wir fest: So richtig »verbraucherfreundlich« ist die Kommunikation dieser verkappten Preiserhöhung nicht. Denn sie wird überlagert von einer Erhöhung des Datenvolumens in beliebten Paket-Tarifen. So stellt sich dem Nutzer ein unserer Meinung nach verzerrtes Bild dar.

Klar, zu verlangen, dass z.B. ALDI TALK oder LIDL CONNECT nicht den neuen Vorteil (Datenvolumen-Erhöhung), sondern stattdessen die (benachteiligende) Umstellung von 30 Tagen auf 28 Tage ins Zentrum rücken müssen, das ist wie der Zwang zu schlechtem Marketing.

Es aber gar nicht deutlich(!) machen zu müssen, ist aus Verbraucher-Sicht auch nicht gut. Denn durch die Überlagerung der Kommunikation (mehr Datenvolumen, im Gegenzug kürzerer Abrechnungszeitraum) »trickst« man den Verbraucher (gedanklich) aus.

So wird bewusst die Kommunikation mit »4 Wochen« statt 28 Tagen gewählt, um den Nutzer nicht auf richtige Fährte zu locken.

  • Erkennt der Verbraucher wirklich so schnell, dass »4 Wochen« eben keine 30 Tage bzw. ein Monat sind?
  • Realisiert der Verbraucher, dass bei Paket-Tarifen übers Jahr gerechnet praktisch 13 Monatsgebühren fällig werden?

Letztlich soll schließlich nicht eine Preiserhöhung, sondern ein Mehr an Datenvolumen in der Werbung hängen bleiben. Da verstehen wir natürlich die Mobilfunkanbieter. Man sollte es sich aber bewusst machen, dass man auf diese Weise 13x im Jahr zur Kasse gebeten wird − und nicht etwa 12x.

Prepaid-Pakete ca. 7% teurer!

Fairerweise müsste man also, um das Angebot vergleichen zu können, auf 30 Tage hochrechnen, also alle 4-Wochen-Preise mit dem Faktor 1,0714 multiplizieren (was einer Verteuerung von ca. 7% entspricht). Einer der günstigsten Prepaid-Tarife, der NettoKom Smart S für 6,99 €, würde nach der Umrechnung also fairerweise bei 7,49 € liegen, die beliebten Paket-Tarife ALDI TALK Paket 300 und LIDL CONNECT Smart S bei je 8,56 €.

Aber auch die Leistungen steigen damit um ca. 7% (zusätzlich zu den eh schon verbesserten Bedingungen), wenn man diese Werte theoretisch hochskaliert.

Prepaid-Trick = effektiv ca. 13 Monate Grundgebühr pro Jahr

Wir wollen euch den Prepaid-4-Wochen-Trick noch einmal etwas verdeutlichen: Denn was sich so harmlos anhört, verteuert euren Handytarif. Alle 30 Tage fehlen euch schließlich 2 Tage Leistung. So kommt ihr (zwar nicht haargenau, aber annähernd) aufs Jahr gerechnet auf ca. 13 Monate Grundgebühr.

Auf lange Sicht geht das also schon ins Geld. Und um verlässliche Handytarife untereinander vergleichen zu können, solltet ihr deshalb stets umrechnen und diese 7 Prozent draufschlagen, wenn ihr irgendwo auf den 4-Wochen-Preis trefft. 😉

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Mit dem 4-Wochen-Trick zahlt ihr bei einem Prepaid-Paket-Tarif übers Jahr gerechnet 13x eine Grundgebühr – anders als bei monatlich abgerechneten Handyverträgen (Postpaid)

Was tun gegen die 4-Wochen-Prepaid-Abrechnung?

Eine gute Frage ohne große Alternativen. Denn wollt ihr Kunde bei eurem Prepaid-Anbieter bleiben und die Datenvolumen-Verbesserung mitnehmen, müsst ihr auch der 4-Wochen-Abrechnung zustimmen. So blöd es auch klingt: Den 4 Wochen gehört die Zukunft, kein Anbieter wird hier wieder auf 30 Tage zurückgehen.

Letzte Mohikaner? Ja! mobil und PENNY Mobil noch mit 30 Tagen Abrechnung! Wie lange noch?

UPDATE VOM 23.3.2018 Ab dem 27.3.2018 stellen auch PENNY Mobil und ja! mobil ihre Smart-Tarife auf einen 28-Tage-Rhythmus um. Schade!

Wenn ihr einen Blick in die Liste der Prepaid-Discounter werft, wird deutlich: Mit den Smart-Tarifen von ja! mobil und PENNY MOBIL bekommt ihr immer noch eine 30-Tage-Abrechnung geboten. Gar nicht schlecht, zumal im D1-Telekom-Netz und gemanaged von Telekom-Discounter congstar.

Hoffentlich bleibt das noch lange so. Denn für die Tarife (z.B. ja! mobil smart) greift bereits ebenfalls die 28-Tage-Abrechnung. Hier scheint also klar, wohin die Reise künftig gehen dürfte.

Deshalb solltet ihr prüfen, ob es nicht auch Postpaid-Tarife, also Angebote nicht mit Aufladung, sondern mit Abbuchung vom Girokonto, gibt, die monatlich kündbar sind und trotzdem ordentlich Leistung mitbringen.

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Profilbild von Marleen
Die Technik- und Mobilfunk-Expertin Marleen ist bereits seit 2009 kein unbeschriebenes Blatt mehr in der Branche. Nach dem Studium der Information- und Medientechnik absolvierte sie ein Volontariat bei einem großen Telekommunikationsmagazin und verblieb dort auch 9 Jahre. Bereits dort hatte sie ersten Kontakt mit Schnäppchen. Seit November 2017 ist Marleen als Chefredakteurin bei Handyhase.de tätig.
Kommentare (1)

C.K 18.01.2023, 21:17

Den 4 Wochen Trick umgeht man mit einer Buchung eines Jahrespaket oder Halbjahrespaket, bei meinem Congstar Halbjahrespaket läuft das Datenvolumen wieder normal monatlich diese Jahres und Halbjahrespakete haben eine echte Laufzeit von 6 bzw. 12 Monate

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